Die Marginalisierung von »Übergewicht« im Diskurs zu veganer Ernährung
in »Perfekte Körper, perfektes Leben? Selbstoptimierung aus der Perspektive von Geschlecht und Behinderung«, Glade, N. / Schnell, C. (Hg.), S. 155-173. Bielefeld 2022, transcript.
Vor dem Hintergrund der Beobachtung, dass der Fleischverzicht zu einem Einsatz im „Kampf unter Männern“ um die Verkörperung ‚richtiger‘ Männlichkeit wird, unternimmt der Beitrag eine Untersuchung dessen, was damit verworfen wird. Aufbauend auf einen theoretischen Rahmen, der an der Schnittstelle aus Science and Technology Studies und der Geschlechtersoziologie angesiedelt ist wird der gegenwärtige Diskurs zu veganer Ernährung analysiert. Es zeigen sich folgende Befunde: Erstens wird die Umstellung der Ernährung im allgemeinen und die vegane Ernährung im besonderen zu einer Selbstoptimierungstechnologie erklärt. Zweitens wird im Gegenzug ‚Übergewicht‘ marginalisiert und zu einem Risiko des Fleischkonsums. Drittens wird insbesondere der ‚dicke Männerkörper‘ als Schwach und nicht Leistungsfähig abgewertet. Dieser Aspekt wird strategisch eingesetzt, um vegane Ernährung aufzuwerten. Viertens zeigt sich, dass diese diskursiven Strategien auf einer Betonung nutritionalem Wissens beruht, dass Ernährung im Lichte der Gesellschaftsdiagnose der Quantifizierungsgesellschaft als konforme Abweichung im Neoliberalismus ermöglicht.